Zentrales Anliegen der St. Matthias Bruderschaft Mehlem ist das Gebet. Zur besonderen Förderung dieser Aufgabe führt die Bruderschaft jährlich eine mehrtägige Wallfahrt zum Grab des Heiligen Apostels Matthias durch, im Übrigen dem einzigen Apostel der nördlich der Alpen bestattet ist.

Aber auch kürzere Bittgänge werden angeboten, wie nach Heisterbacherrott zum Heiligen Judas Thadäus, nach Bruchhausen oder Buschhoven zu den dortigen Gnadenbildern der Gottesmutter.

Die St. Matthias Bruderschaft Mehlem ist eine Gebetsbruderschaft, die am 23. Februar 1983 ihr 200-jähriges Jubiläum feiern konnte. Mit dem 23. Februar 1783 beginnen die schriftlichen Aufzeichnungen des Bruder-meisters Wilhelm Schimmel, der ein Bruderschaftsbuch anlegte, das alle Statuten, wichtigen Ereignisse sowie Einnahmen und Ausgaben der Gemeinschaft verzeichnet. Dieses Bruderschaftsbuch, das auf dem Titelblatt ein farbiges Aquarell des Heiligen Matthias zeigt, endet 1822. Brudermeister Johann Lützenkirchen setzte im gleichen Jahr die Eintragungen in einem zweiten Buch fort. Die beiden genannten Bruderschaftsbücher befinden sich noch im Besitz der Bruderschaft Mehlem.

Die Gründung der Mehlemer St. Matthias-Bruderschaft geht aber sicher vor das Jahr 1783 zurück. Dass die Bruderschaft schon 1672 existierte, beweist uns das Vorhandensein einer barocken Matthiasstatute in der Oberdorfer Kapelle, vor allem aber eine Aufzeichnung in der Adendorfer Pfarrchronik. Diese berichtet von der Erschießung eines Mehlemer Bürgers, namens Peter Dreholz, durch französische Dragoner im Jahre 1672. Die Urkunde endet mit dem Satz: "Man hat ihn nachher gefunden mit drei Kugellöchern in der Brust und ist Brudermeister Sankti Mathäi inner Mehlem gewesen." Somit stellt diese Nachricht den ältesten, wenn auch indirekten Nachweis der Matthias Bruderschaft in Mehlem dar.

Im Jahre 1934 wurde der Mehlemer Bruderschaft eine Matthiasreliquie geschenkt, die der apostolische Nuntius Eugenio Pacelli (der spätere Papst Pius XII.) 1927 dem Grab des Heiligen Matthias entnommen hatte. Am 09. Juni 1934 wurde die Reliquie an der Ortsgrenze von Niederbachem dem Brudermeister Egidius Wald durch Pater Maurus Münch aus Trier überreicht und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in festlicher Lichterprozession zur Pfarrkirche geleitet. Dort fand die Reliquie Aufbewahrung auf dem Matthiasaltar in einem Schrein, den der Trierer Goldschmied Schwarzmann in Anlehnung an die Form des Trierer Matthias-Schreins hergestellt hatte. Nach dem Umbau unserer Pfarrkirche wurde bei der Innenraumgestaltung dem Wunsch entsprochen, für eine würdige Aufstellung der Reliquie Sorge zu tragen. Am 23. November 1983 wurde, in Anwesenheit von Herrn Abt Ansgar Schmidt (Trier) und Herrn Dechant Wilhelm Passavanti sowie vieler Mitglieder der St. Matthias-Bruderschaften im Bezirk Mittelrhein, die Reliquie aus unserem Jugendheim in der Kollgasse zur Pfarrkirche geleitet, wo sie, in einen vom Kölner Bildhauer Hein Gernot gefertigten Stele Aufnahme fand. Auch nach der erneuten Grundsanierung der Pfarrkirche St. Severin in den Jahren 1998/1999 erhielt die Reliquie unter der Matthiasstatue einen würdigen Platz im Gotteshaus. Hier lädt sie nunmehr zum Gebet ein.